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Wir alle befinden uns in einer extrem dynamischen Zeit – neue Trends kommen und gehen und wir verändern uns ständig. Diese Veränderungen treten aber nicht nur in den offensichtlichen Bereichen wie der Digitalisierung und der Automatisierung von Prozessen auf, sondern auch im Alltag und das vor allem in der Lebensmittelindustrie. Neue Trends spiegeln dabei die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Veränderungen wieder.

Die Foodies sind los

Wir leben aktuell in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen besonders dafür interessieren, was sie essen, woher ihr Essen kommt, woraus es sich zusammensetzt, wie es verarbeitet und zubereitet wird. Und vor allem: wie es schmeckt. In unserer aktuellen Esskultur bezeichnet sich schon fast jeder, der gerne isst, als „Foodie“.

Natürlich ist der Begriff in seiner inflationären Verwendung recht unpräzise, weshalb die Trendforschung immer mehr zwischen dem „Authentic Foodie“ und dem „Every Day Foodie“ unterscheidet. Für alle Foodies gilt, dass der Konsum von als „gut“, „authentisch“ oder „hochwertig“ eingeschätzten Speisen und Getränken eine große Bedeutung hat. Ihr Interesse an Lebensmitteln ist stark ausgeprägt und damit die Bereitschaft, sich auf neue Esserfahrungen einzulassen: Spaß zu haben am Erkunden, Probieren, Entdecken und Schmecken – und in der Folge auch am Lernen und Erfahren.

Vom unsichtbaren Essen zu sinnlichen Erfahrungen

Um die Jahrtausendwende verschwanden die vielen kleinen Fleischerläden, wo man zusehen konnte, wie Huhn und Rind geschnitten wurden. Lange Zeit gab es Fleisch und auch viele andere Produkte oft nur mehr kleinteilig abgepackt, vorgeschnitten und in kontrollierter Atmosphäre verpackt zu kaufen. Konsumenten konnten, ohne das Etikett zu lesen, kaum mehr feststellen, um welches Teil es sich handelt und oft nicht einmal, von welchem Tier es stammt.

Nicht viel anders bei vielen Gemüse-Sorten oder Obst, das vorgeschnitten angeboten wird. Die Folge: Das kulinarische Erfahrungswissen nimmt ab. Unsere Großmütter konnten beim Kauf eines Geflügels von den Schuppen der Füße, dem Kamm und den Augen auf die Qualität schließen. Das können heute freilich nicht mehr viele, aber die Sehnsucht nach dem Ursprung von Lebensmitteln wächst wieder stetig.

Ran ans Produkt

Der Foodie – ob der „authentische“ oder der „gewöhnliche“ – möchte Lebensmittel wieder sinnlicher wahrnehmen. Er kauft Obst, Gemüse, Fleisch und Backwaren daher so oft wie möglich auf dem Wochenmarkt, vom Hof oder in Spezialgeschäften ein: Fleisch und Wurst beim Fleischer, Brot und Semmel beim Bäcker, Wein direkt beim Winzer. Er möchte wieder „näher ran“ ans Produkt, er möchte schauen, riechen, probieren, die Atmosphäre der Produktionsstätte einfangen, die Produzenten kennenlernen, um über die Verarbeitungsschritte und ideale Zubereitungsarten zu sprechen.

 

Immer mehr Produzenten und innovative Vertriebe setzen daher auf die Möglichkeit, den Konsumenten mehr Einblick in ihre Arbeit zu gewähren, sie auch an der Herstellung teilhaben zu lassen. Sie inszenieren sich und ihre Tätigkeiten, um das Produkt ins rechte Licht zu rücken. Und damit auch dem Erfahrungswissen ihrer Kunden wieder auf die Sprünge zu helfen.

Kumpel und Keule – die transparente Metzgerei

„Die Leute wollen wissen, wie es entsteht und wollen wissen, wo es herkommt.“ Dieser Satz könnte den Erfolg der gläsernen Metzgerei in Berlin nicht besser beschreiben. Besucherinnen und Besucher können tatsächlich jeden Schritt der Fleischzubereitung – vom Zerlegen bis zum Verwursten – genauestens beobachten und sich dadurch von der großartigen Fleischqualität selbst überzeugen. Die Kundinnen und Kunden bekommen so nicht nur einen einmaligen Einblick in die Arbeit eines Fleischermeisters. Sondern sie haben auf diese Weise die einmalige Möglichkeit, das Produkt genauer unter die Lupe zu nehmen, um es so besser zu verstehen.

Erlebniswelt ZOTTER

Während einer Tour durch die Schokoladenfabrik ZOTTER können die Besucherinnen und Besucher mit eigenen Augen die Kunst der Schokoladenherstellung – von der Bohne bis zu Entstehung der Tafel – bestaunen. Sie können dabei nicht nur virtuell nach Lateinamerika reisen und dort Kakaoplantagen besichtigen, sondern sie haben auch die Möglichkeit frisch geröstete Bohnen, schmelzende Schokomasse und schlussendlich die fertigen Schokoladenköstlichkeiten zu verkosten. Ihnen wird eine Führung für alle Sinne angeboten – Vielfalt, Qualität, Kreativität, Nachhaltigkeit und 100 Prozent bio und fair lautet das Versprechen. Neben der Schokofabrik liegt außerdem der sogenannte „Essbare Tiergarten“. Das Motto der Erlebnis-Bio-Landwirtschaft lautet: Schau deinem Essen in die Augen. Alte heimische Tierrassen leben auf dem Areal und alte, regionale Obst- und Gemüsesorten wachsen und gedeihen. An der Öko-Essbar können die Produkte mitten in der Natur verkostet werden können.

Ochs im Glas

Ein ganzes Rind. 640 kg schwer. Kaufen, schlachten, zerteilen, zubereiten. Und all das in nur zwei Wochen.  Eine Aufgabe, die sich drei Männer – ein Künstler, ein Fotograf und ein Gourmetkritiker – gestellt haben.

Sie wollten damit das Verständnis und das Bewusstsein für das Produkt „Fleisch“ sowie den Nachhaltigkeitsgedanken wieder in den Köpfen der Konsumenten verankern. Daher verkochten sie auf einem österreichischen Biobauernhof ein ganzes Rind komplett von Nose-to-Tail. Dieser Weg vom toten Tier als Fleischlieferant bis zu den schlussendlich leckeren Fleischkonserven wurde gefilmt und als Doku-Show im österreichischen Fernsehen gesendet.

Fico Eataly World – der größte Nahrungsmittelmarkt Europas

Auf einer Fläche von 80.000m2 haben Genussmenschen die einzigartige Gelegenheit, alle Facetten der italienischen Küche zu entdecken.  Den Besucherinnen und Besuchern wird eine multimediale Erfahrung geboten: 40 Restaurants mit den besten und einzigartigsten traditionellen Gerichten, mehr als 9.000m2 Einkaufsfläche sowie Genussseminare, Back- und Kochkursmöglichkeiten schaffen es, alle Hochgenüsse Italiens an einem Ort zu versammeln. Bei Eataly werden aber auch Handwerk und Landwirtschaft ganz großgeschrieben. Deshalb stehen 20.000m2 des Areals als Felder und Weiden zur Verfügung. Hier werden regionale Tierarten gehalten und Früchte- und Gemüsesorten angebaut.