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„Schneller, billiger, mehr“ war gestern – unser Bewusstsein für Lebensmittelqualität steigt. Und damit steigen gleichzeitig auch unsere Ansprüche an die tägliche Nahrungsaufnahme. Jedes Essen muss so schmecken wie der Sonntagsbraten bei Oma. Wir wollen Lebensmittel auch nicht mehr nur verbrauchen, sondern erleben. Darum werden etwa auf Instagram Fotos mit dem Hashtag food (knapp 250 Millionen Posts) öfter geteilt als #travel, das zum Zeitpunkt, an dem dieser Text entsteht, „lediglich“ 236 Millionen Mal erwähnt wurde. Darum gibt es heute gläserne Manufakturen, in denen man dabei zuschauen kann, wie Produkte entstehen und darum finden sich auch so viele Kulinarikkurse, an denen man teilnehmen kann.

Wir wollen wissen, was auf unserem Teller landet und woher es kommt. 

Im „Food Report 2018“ hat sich die international renommierte Food-Trend-Expertin Hanni Rützler genau damit beschäftigt und einen Begriff für dieses Umdenken in Sachen Lebensmitteln kreiert: De-Processing, quasi das nicht-Weiterverarbeiten. Er steht für Natürlichkeit, also für qualitätsvolle Ausgangsprodukte, geringe Verarbeitungsgrade, wenige bis gar keine Zusatzsatzstoffe, transparente Herkunft und innovative Haltbarmachung – alles Faktoren, die die Qualität von Lebensmitteln erhöhen und den heutigen Bedürfnissen von Kunden entsprechen. Man könnte es auch die authentische Art der Lebensmittelherstellung nennen oder Bio 2.0. In Österreich prägen Marken wie „Ja! Natürlich“ und „Da komm’ ich her“ das Thema De-Processing. „Ja! Natürlich“, weil es bei einigen Produkten, zum Beispiel seinem Apfelmus, bereits gänzlich auf künstliche Konservierungsstoffe verzichtet, während „Da komm’ ich her“ ohnehin nur „Frisches aus der Region“ bietet.

Gutes Essen, alles gut

Ob Gemüse, Fleisch oder Brot – wenn es um den Einkauf von natürlichen und gesunden Produkten geht, sind vor allem die Österreicher aufgeschlossen. Bereits mehr als ein Fünftel der landwirtschaftlich genutzten Gesamtfläche sind hier ökologisches Gebiet. Damit ist Österreich in der EU Spitzenreiter. 70 Prozent des gesamten Bio-Umsatzes hierzulande werden im Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet und ebenfalls 70 Prozent der Österreicher kaufen zumindest gelegentlich Bio-Produkte.

 

Dabei bevorzugen sie nach wie vor den konventionellen Handel: 80 Prozent schlagen im klassischen Lebensmittel-Supermarkt zu, 61 Prozent im Diskonter – das zeigt eine Studie des Gallup Instituts aus dem Jahr 2017. Damit sind Supermärkte einerseits in der Verantwortung, Bio-Produkte beziehungsweise Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft auch tatsächlich anzubieten, andererseits ergeben sich für den Handel so Chancen, dieses Bewusstsein für Organic Food weiter zu schärfen. Mehr Nachfrage nach Natürlichkeit ergibt außerdem eine sinkende Akzeptanz für industriell gefertigte Produkte. Und das wiederum könnte sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken.

 

Das schweißt zusammen

Weil De-Processing eben auch das Weglassen bestimmter Inhaltsstoffe und den Verzicht auf künstliche Konservierungsstoffe beschreibt, die Anforderungen an eine gewisse Haltbarkeitsdauer aber dennoch bestehen bleiben, müssen neue Ideen her. Innovative Produktionsprozesse wie die Haltbarmachung von Lebensmitteln durch UV-Licht oder Pflanzenextrakte werden seit einiger Zeit erforscht und getestet. Haltbar werden Lebensmittel mitunter auch durch spezielle Verpackungstechnologien: Wird beispielsweise Schinken mithilfe einer Hochdruckpresse eingeschweißt, tötet das praktischerweise alle Bakterien und Keime – und der Schinken wird natürlich konserviert.

 

Und um noch einmal auf das Beispiel von „Da komm’ ich her“ zu verweisen: Sprechen wir von ökologischer Landwirtschaft, von regionalen und saisonalen Produkten und von De-Processing, dann erübrigt sich die Frage nach Konservierungsstoffen meist ohnehin. Denn wer frische Tomaten dort verkauft, wo sie gewachsen sind, aber nur dann, wenn sie tatsächlich reif sind, spart sich ihre Konservierung.

So einfach ist das.

Und so natürlich.